Villa Hügel

Erhaben trohnt sie über dem Baldeneysee, eingebettet in einen einzigartigen Park: die Villa Hügel. Das ehemalige Wohnhaus der Krupp Dynastie von 1973 dient heute als geschichtliches Denkmahl und bietet Ausstellungen und Veranstaltungen Raum. Die „Villa“ wie sie gemeinhin genannt wird, verfügt über ein Haupthaus und ein Nebenhaus, welches das Historische Ausstellung Krupp beherbergt. Beachtliche 8.000 Quadratmeter verteilen sich auf etwa 270 Räume und weitere Nutzflächen. Umgeben wird der imposante Sandsteinbau von einem rund 28 Hektar großen Park, dem Hügel Park, der zum Verweilen und Umherwandeln einlädt.

Neben einer einzigartigen Vegetation sind es auch die Skulpturen und die immer wieder neuen Blickwinkel, die den Villa Hügel Park ausmachen. Die meisten der rund 7.000 Bäume ließ Alfred Krupp, Bauherr der Villa Hügel, bereits im 19. Jahrhundert pflanzen. Entsprechend imposant und prächtig ist ihre Erscheinung heutzutage. Riesige Kastanien, majestätische Magnolien, geheimnisvolle Eiben und nicht zu vergessen die magischen Mammutbäume, die der Villa mit ihrer schlossähnlichen Terrasse zur östlichen Seite hin ihren Schutz anbieten.

Die Familie Krupp beliebte, den Park und den rund 100 Hektar großen, angrenzenden Kruppwald, heute ein städtisches Naherholungsgebiet und Naturschutzgebiet, zu Pferde zu erkunden. Alfred Krupp ritt täglich den damaligen Feldweg von der Villa zur Gussfabrik, und das in einem derart hohen Tempo, das ihm allerlei Strafzettel einbrachte. Sein Büro soll der Workaholic über den Pferdeställen hat einrichten lassen. Dieser typische Geruch soll ihn geerdet haben. So trohnt die Bronzeskulptur eines grasenden Pferdes bis heute unterhalb des Torhauses Hügelweg und erinnert an den einstigen Hausherrn Alfred Krupp. Noch heute führt ein anspruchsvoller Reitweg, einem Trail ähnlich, durch den Kruppwald.

Alfred Krupp, eigentlich gebürtig Alfried Krupp, gelang der Durchbruch mit der Herstellung von nahtlosen Stahlreifen, die bei der seinerzeit boomenden Eisenbahn reißenden Absatz fanden, sogar in Amerika. Drei nahtlose Eisenbahn Radreifen, sich überschneidend, wurden das Markenzeichen von Krupp. Bis heute wird das Zeichen als Identifikationsmerkmal und Logo beispielsweise von der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, der heutigen Eigentümerin der Villa Hügel, vom Alfried Krupp Krankenhaus in Essen Rüttenscheid oder vom Essener Turn- und Fechtclub, kurz ETUF, genutzt. Und bis heute sind die drei nahtlosen Eisenbahn Radreifen Teil des Firmenlogos des ThyssenKrupp Konzerns, in dem die einstigen Stahlriesen des Ruhrgebietes, Thyssen aus Duisburg und Krupp aus Essen, aufgegangen sind. Die Hoesch AG aus Dortmund war bereits 1991 durch eine sogenannte ‚feindliche‘ Übernahme vom Krupp Konzern übernommen worden. Übrigens der angeblich ersten fremdfinanzierten Firmenübernahme in der deutschen Aktienunternehmensgeschichte.

Von all‘ diesen Ereignissen erzählt die Historische Ausstellung Krupp. In den aufwändig restaurierten Räumen erlebt der Besucher auf zwei Etagen die Unternehmensgeschichte und den Geist der Krupp Dynastie. Zum Beispiel ein Modell der Segelyacht Germania. Ein weiteres Modell befindet sich im Arbeitszimmer im Haupthaus. Insgesamt sechs Segelyachten wurden unter dem Namen Germania I bis VI im 20. Jahrhundert für die Familie Krupp gebaut. Die interaktive Ausstellung zeigt auch die topographische Veränderung des Hügels, zunächst ohne und später mit der Villa Hügel sowie das Aufstauen des Flusses Ruhr zum Baldeneysee und vieles mehr.

Der Zahn der Zeit, der an dem imposanten Sandsteingebäude nagt, machte Sanierungsmaßnahmen erforderlich. Kein Wunder, wurde die Villa Hügel doch bereits 1870 bis 1873 erbaut. Und so wird die Villa Hügel und angrenzende Gebäudeteile sowie ein Teil der Grünflächen seit 2013 aufwändig und so sensibel saniert, dass Besucher davon nicht gestört werden.

Die Villa Hügel, kurzzeitig Wohngebäude und vor allem Repräsentationsort und Empfangsstätte für Kaiser, Könige, Staatsoberhäupter, Politiker und Prominenz, wird heute als Museum, Ausstellungsort und Auditorium für klassische Konzerte genutzt. Ein geschichtsträchtiger Ort, an dem man den Geist der Geschichte und den Strukturwandel des Ruhrgebietes wie kaum woanders spürt.