
Foto: Cesar von Meissen
Zeche Pörtingssiepen – Eine der ältesten Zechen im Revier
Die Zeche Pörtingsiepen, gelegen am Südufer des Baldeneysees in Essen-Kupferdreh, war ein bedeutendes Steinkohlebergwerk im Ruhrgebiet. Gegründet im Jahr 1855, war sie bis 1973 in Betrieb und bekannt für ihre tiefen Schächte sowie die hohe Qualität der geförderten Kohle. Die Zeche spielte eine wichtige Rolle in der industriellen Entwicklung der Region und war unterirdisch mit der Zeche Carl Funke verbunden, was eine effiziente Förderung und Transport der Kohle ermöglichte.
Erhebliche Kohleförderung
Während ihrer Betriebszeit trug die Zeche Pörtingsiepen erheblich zur Kohleproduktion bei, die für die Stahlindustrie und die Energieversorgung des Ruhrgebiets von großer Bedeutung war. Nach der Stilllegung im Jahr 1973 wurden viele der Gebäude abgerissen, doch einige Überreste sind noch heute sichtbar. Das Gebiet um den Baldeneysee hat sich seitdem zu einem beliebten Erholungsgebiet entwickelt, wobei die industrielle Vergangenheit der Region weiterhin spürbar ist.
Älteste Zechen im Ruhrgebiet
Tatsächlich recht die Geschichte der Zeche Pörtingsiepen zeitlich sehr weit zurück. Bereits 1578 ist hier Kohleabbau belegt, zunächst in Form von Kohlengräberei. Der Name der Zeche soll sich von dem Wort für ein kleines Tal (=Siepen) ab, welches sich in der Nähe des Hofs Pörting befindet. Auch um 1704 gibt es Berichte über den Abbau von Kohlenbänken, die an der Oberfläche lagen.
Konzession durch Abt von Werden
Als eine der ältesten Zechen im Ruhrgebiet hieß die Zeche Pörtingssiepen. Später wurde das zweite s einfach weggelassen. 1779 erteilte der Abt von Werden der Zeche eine Konzession, sodass mit dem Auffahren von Stollen begonnen werden konnte. Im Laufe der Jahre wurden mehrere andere Kohlenstollen von Pörtinssiepen übernommen: u.a. Schmalscheid (Schmalscheider-Unterstollen-Gewerkschaft), Oberschmalscheid (1860), Kaiserin Augusta (1892) und Stockgesbank & Dodelle (1897). Die Rechtslage im Bereich Werden war früher unklar, da das preußische Bergrecht dort noch nicht angewendet wurde. Nach der Zerstörung eines Stollens durch die Zeche Schmalscheid kam es 1788 zu einem Rechtsstreit, in dem Pörtingssiepen obsiegte.
Pferdebahn zur Ruhr
Ein erster Stollen von etwa 400 Metern Länge war bereits um 1791 angelegt worden, jedoch ohne geplanten Abbau. Ab 1802 begann dann der geregelte Kohleabbau mit dem Vortrieb des Pörtingssieper Erbstollens. 1806 wurde ein hölzerner Schienenweg zur Ruhr gebaut, und 1813 folgte der Gerhardstollen, der das Grubenwasser ableitete. Ab 1820 war der Oberstollen in Betrieb, und ab 1830 führte eine 400 Meter lange Pferdebahn zur Ruhr. Die jährliche Förderung lag dort bei 13.000 bis 20.000 Tonnen.
Ruhrschacht und Eisenbahnschacht
1835/36 wurde im Oberstollen der Schacht I, auch Ruhrschacht genannt, abgeteuft und später sogar tiefer ausgebaut. Die Fördermenge lag bei 20.000 bis 25.000 Tonnen im Jahr. Mit dem Niedergang der Ruhrschifffahrt endete die Förderung im Schacht, der bis 1890 noch zur Fahrung und Bewetterung genutzt wurde. Danach wurde er verfüllt. Die eigentliche Tiefbauphase begann mit dem Abteufen von Schacht II, der auch Eisenbahnschacht genannt wurde, da er Anschluss an den Bahnhof Kupferdreh hatte. Die enge Verbindung von Eisenbahn und Bergbau war für beide Seiten vorteilhaft. Neben der Revisionsöffnung des ehemaligen Ruhrschachts steht heute ein Infoschild mit den Schachtdaten.
Malakoffturm weicht Fördergerüst
Der Malakoffturm wurde 1927 durch ein neues Fördergerüst ersetzt und die gesamte Anlage modernisiert. Durch die Anlage des Baldeneysees wurden ab 1932 alle Stollen auf der Südseite abgedämmt, um Wassereinbrüche bei Hochwasser zu verhindern. Die Stollen auf der Nordseite lagen über dem Hochwasserniveau. Im Jahre 1959 wurde eine Turmförderanlage installiert, die jedoch nicht einmal 15 Jahre bis 1973 in Betrieb war. Das letzte Überbleibsel der Schachtanlage, das Turmfördergerüst, wurde 1982 gesprengt, da die Unterhaltung zu teuer war. Es sollte ursprünglich in einem landschaftlichen Gesamtkonzept als Denkmal mit Aussichtsplattform und Freizeitpark erhalten bleiben, doch die Finanzierung scheiterte.
Historischer Bahnverkehr
Alle Betriebsanlagen wurden abgerissen und die Flächen renaturiert. Der Bereich um den Schacht wurde aufgeforstet und es sind lediglich noch einige Öffnungen und Schilder sichtbar. Der Haldenbereich wurde parkartig gestaltet und am südlichen Zugang gibt es eine Seilscheibe und eine Infotafel zur Geschichte der Zeche. Auch der Bahnverkehr endete 1973. Zwei Jahre später übernahm der Verein zur Erhaltung der Hespertalbahn die Strecke zwischen dem Altpreußischen Bahnhof zu Kupferdreh und Haus Scheppen als Museumsbahn. Mit „Pörtingsiepen VII“ unterhält die Hespertalbahn auch eine Lok vom Typ Bismarck aus dem Jahre 1923, die früher auf der Zeche Pörtingssiepen im Einsatz war. Auch wenn die Gebäude als geschichtliche Relikte nicht mehr existieren, so gibt es geführte Wanderrungen, die die Geschichte der Zeche in Erinnerung rufen.
Daten & Fakten
Jahr | Ereignis |
---|---|
1317 | Erste urkundliche Erwähnung der Kohle in Essen |
1779 | Name Pörtings-Siepen erstmalig erwähnt |
1804 | Jahresförderung 2000 t - 1 Schichtmeister, 8 Bergleute |
1836 | Beginn des Tiefbaus |
1860 | Gründung Gewerkschaft „Vereinigte Pörtingssiepen" |
1865 | Abbau bis 1. Sohle |
1872 | Abteufen Pörtingssiepen Il bis 2. Sohle (-170 m NN) |
1895 | Erreichen der 3. Sohle (-320 m NN) |
1906 | Gründung der „Essener Steinkohlenbergwerke AG" |
1927/28 | Umbau von Kohlenwäsche, Brikettfabrik und Kesselhaus / Abriss des Malakowturmes über Schacht II, Bau eines Stahlfördergerüste |
1937 | Beginn Abteufung von Schacht III, Durchmesser 5 m |
1943 | Höchste Jahresförderung mit 630.858 t Kohle |
1945 | Tödlicher Tieffliegerangriff nach Schichtende |
1951/53 | Dritter Teufabschnitt Schacht II bis - 700 m NN, Absolute Teufe des Schachtes || bis - 768 m, Schachtdurchmesser 4,5 m |
1953 | Consolidation Bergbau AG (Mannesmann AG) Eigentümer der Zeche |
1955 | Fusion Mannesmann AG / Essener Steinkohle AG |
1959/60 | Errichtung des Turmfördergerüstes |
1962 | Verlegung der Förderung auf Sohle 6 |
1973 | 30.04.1973 Stilllegung der Zeche Pörtingssiepen II |
1973/77 | Verfüllarbeiten |
1978 | Beginn des Abbruchs der Betriebsgebäude |
1982 | 16.03.1982 Kommunalverband Ruhrgebiet (heute RVR) erwirbt Zechengelände im Rahmen des Ruhrprogrammes zur Renaturierung als Erholungslandschaft |
1982 | 24.06.1982 Sprengung des Förderturms über Schacht II. |
1982 | 07.12. 1982 Aufstellung der Umlenkseilscheibe |
1982/85 | Rekultivierungs- und Ausbauarbeiten |