
Foto: Cesar von Meissen
Stolpersteine Bungertstraße 32 in Essen-Werden
Ruth Baum und Sophie Baum lebten vor ihrer Deportation in Essen-Werden und führten ein Leben, das durch die zunehmende Diskriminierung und Verfolgung der jüdischen Bevölkerung in Deutschland stark beeinträchtigt wurde. Nach dem Tod ihres Mannes führte Sophie Baum den Familienbetrieb, ein Fischgeschäft, alleine weiter und wurde schließlich mit ihrer Tochter gefangen genommen und deportiert. Zwei Stolpersteine in der Bungertstraße 32 erinnern an ihr Schicksal.
Umzug nach Essen-Werden
Sophie Baum, Mädchenname Viehser, war mit Philipp Baum verheiratet. Beide hatten in Emden geheiratet und sich in Essen-Werden mit einem Fischgeschäft in der Bungertstraße 47 selbstständig gemacht. Am 19. April 1921 kam Tochter Ruth in Essen zur Welt. Als Philipp Baum im Jahre 1932 verstarb, führte Sophie Baum den Betrieb zunächst weiter. In der Reichsprogromnacht – auch als Novemberprogrome bekannt – wurde das Geschäft verwüstet und zerstört und Sophie und ihre Tochter gefangen genommen und – zusammen mit anderen Juden – in das sogenannte „Jugendhaus“ in der Bungertstraße 32 gebracht. Dort lebten sie ab 1938 unter immer schwierigeren Bedingungen, da jüdische Bürger zunehmend ihrer Rechte und ihres Besitzes beraubt wurden.
Ende ihres Lebens in Werden
Ruth Baum war eine junge Dame, die unter den Restriktionen des NS-Regimes litt. Es gibt Berichte über jüdische Familien in Essen, die versuchten, trotz der widrigen Umstände ein normales Leben zu führen. Doch mit der fortschreitenden Verfolgung wurde dies immer unmöglicher. Die Deportation von Mutter und Tochter am 22. April 1942 bedeutete das Ende ihres Lebens in Essen-Werden. Die Frauen wurden in das Ghetto Izbica in Polen gebracht. Diese Durchgangsstation, auch Transit-Ghetto genannt, war ein Durchgangslager, von welchen die Menschen in das Vernichtungslager Belzec und das Vernichtungslager Sobibor deportiert wurden. Es ist nicht überliefert, wo genau Sophie Baum und Ruth Baum zu Tode kamen. Daher ist das Ghetto Izbica als ihre letzte, bekannte Lebensstation benannt.
Die Innschrift auf den Stolpersteinen lautet
Stolperstein für | Innschrift |
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Sophie Baum geb. Viehser | „HIER WOHNTE SOPHIE BAUM, GEB. VIEHSER, JG. 1892, DEPORTIERT 1942, IZBICA, ERMORDET“ |
Ruth Baum verh. Cussel | „HIER WOHNTE RUTH BAUM, JG. 1921, DEPORTIERT 1942, IZBICA, ERMORDET“ |
Alle Angaben ohne Gewähr
Spaziergang der Erinnerung
Eine Wanderung entlang der Stolpersteine rund um den Baldeneysee ist mehr als ein Spaziergang – es ist eine Reise in die Vergangenheit. So findet man beispielsweise in Bredeney Stolpersteine, die an Mitglieder der Familie Rothschild erinnern, die einst ein bedeutendes Geschäft führten, bevor sie von den Nationalsozialisten enteignet und deportiert wurden. In Werden stehen Stolpersteine für Bewohner, die als politische Gegner des Regimes galten und für ihre Überzeugungen ihr Leben ließen.