
Foto: Lila la Loop
Ofenschlupfer mit Apfel – Renaissance der Resteküche
Der Apfelschlupfer – auch als Ofenschlupfer bekannt – hat einen spannenden Bezug zur ehemaligen Bergbauregion rund um den Baldeneysee im Ruhrgebiet. Er ergibt sich aus der sozialen und historischen Dimension des Gerichts. In den Arbeiterfamilien der Kohle- und Stahlindustrie im Ruhrgebiet war Sparsamkeit eine Tugend, und die Resteküche gehörte zum Alltag. Der Apfelschlupfer – als sogenanntes „Arme-Leute-Essen“ – spiegelt diese Lebensweise wider: Nichts wurde weggeworfen und aus wenig wurde viel gemacht. Selbst einfache Zutaten bekamen durch geschickte Zubereitung einen festlichen Charakter. Heute, wo der Baldeneysee als Naherholungsgebiet dient und die Region sich im Strukturwandel befindet, steht der Apfelschlupfer symbolisch für die Verbindung von Tradition und Moderne – ein kulinarisches Erbe, das Werte wie Nachhaltigkeit, Gemeinschaft und Kreativität bewahrt.
Renaissance der Resteküche
Der Apfelschlupfer ist ein Paradebeispiel für die sogenannte „Resteküche“ – ein kulinarisches Konzept, das sich der Verwertung von Lebensmittelresten widmet. Statt altbackenes Brot oder Gebäck wegzuwerfen, werden sie zweitverwertet und kreativ in neue Gerichte verwandelt. Die Vorteile liegen auf der Hand: mehr Nachhaltigkeit, weniger Lebensmittelverschwendung, reduzierte Einkaufswege und dadurch weniger CO2-Ausstoß. Besonderer Benefit: überraschend köstliche Genussergebnisse. In Zeiten wachsenden Umweltbewusstseins und steigender Lebensmittelkosten erlebt die Resteküche eine Renaissance.
Traditionelle Süßspeise
Der Apfelschlupfer ist eine traditionelle Süßspeise aus Süddeutschland, insbesondere aus dem schwäbischen Raum, wo er auch als „Ofenschlupfer“ bekannt ist. Seine Besonderheit liegt in der Kombination aus Einfachheit, Raffinesse und Nachhaltigkeit: Altbackenes wird – wie bei "Arme Ritter" in einer Mischung aus Milch, Eiern und Zucker eingeweicht, mit frischen Apfelscheiben geschichtet bzw. Apfelwürfeln vermengt und im Ofen gebacken bis eine goldbraune Kruste entsteht. Apfelschlupfer lässt sich ganz nach Belieben verfeinern: mit Rosinen, Mandeln, Zimt oder Tonkabohne entstehen variantenreiche, aromatische Brotaufläufe, die warm serviert werden und Erinnerungen an Omas Küche wecken.
| Zubereitungszeit | Portionen | Schwierigkeit | Küche |
|---|---|---|---|
| 25 Minuten | 1 | einfach | Deutsch |
Zutaten
1 Bio-Zitrone
3 Äpfel
50 g Zimtzucker
8 cl Calvados
50 g gestiftelte Mandeln
250 g Brötchen, Brioche oder Zwieback
500 g Sahne
50 g Puderzucker
6 Eier
Außerdem Butter für die Form

Zubereitung
1. Den Backofen auf 200°C Ober-/Unterhitze vorheizen. Eine Auflaufform mit Butter einfetten.
2. Zitronen heiß waschen und trocknen. Schale fein abreiben. Zitrone halbieren und auspressen. Äpfel waschen, trocknen, schälen, entkernen und mundgerecht würfeln. Apfelwürfel mit Zitronen abrieb, -saft, Zimtzucker und Calvados mischen. Mandeln in einer beschichteten Pfanne goldbraun rösten. Brötchen mundgerecht würfeln. Beides mit den Äpfeln mischen und in die Auflaufform füllen. Etwas andrücken.
3. Sahne mit Puderzucker und Eiern verquirlen und gleichmäßig über das Apfel-Brot-Gemisch gießen. Etwa 5 Minuten ziehen lassen. Danach auf mittlerer Schiene rund 30 Minuten backen.
| Rezept von: |
|---|
| Bianca Killmann |