Foto: Cesar von Meissen
Abriss und Neubau
Am 24. Juli 2024 war es soweit: Der Abriss der Regattatribüne am Baldeneysee begann mit Einrichtung der Baustelle und Abbau von Aufbauten. Bereits im Jahr 2019 hatte die Stadt Essen eine Ausschreibung zur Neugestaltung von Regattatribüne, Regattaturm, Regattaparkplatz und Regattahaus sowie dem Uferbereich am Rande der Regattastrecke unter dem Planungswettbewerb „Neugestaltung des Regattabereichs am Baldeneysee Essen“ gestartet. Die Gewinnerentwürfe waren seinerzeit im Regattahaus ausgestellt worden und der Siegerentwurf sollte realisiert werden. Fünf Jahre später wurde nun mit dem Abbruch über sechzig Jahre alten Regattatribüne begonnen. Wie die Arbeiten ablaufen sollen, was genau geplant ist und wie die Einschränkungen für Besucher des Baldeneysees aussehen werden, hierzu hat die Stadt Essen eine Pressemitteilung herausgegeben, über die Baldeneysee.Ruhr hier informiert.
Ähnliche Form – funktionale Rückseite
Die alte Tribüne soll laut Pressemitteilung der Stadt Essen durch ein modernes, funktionales Gebäude ersetzt werden. Die neue Tribüne soll etwa 135 Meter lang sein und den Besucherinnen und Besuchern des Baldeneysees eine Plattform sowie 1.700 Sitz- und Stehplätze bieten. Soweit so formgleich. Auf der Rückseite sollen Funktionsräume und Lagerhallen für die Kanu-, Ruder- und Kanu-Polo-Vereine entstehen sowie Veranstaltungsräume und eine öffentliche Toilettenanlage. Durch einen Hublift soll die neue Plattform barrierefrei werden, sodass auch zukünftig alle Personen Zugang hätten. Die Fertigstellung der neuen Tribüne sei für das Frühjahr 2026 geplant und soll rechtzeitig zur Regatta- und Veranstaltungssaison 2026 einsatzbereit sein. Dieser Zeitplan hänge jedoch von verschiedenen Faktoren ab, wie Wetterbedingungen, Materialverfügbarkeit und reibungslosen Abläufen in der Lieferkette. Die geschätzten Kosten für den Umbau belaufen sich auf rund 11 Millionen Euro brutto.
Ablauf der Arbeiten
In den vergangenen Tagen seien alle oberirdischen Strukturen wie Sitze, Geländer und elektrische Installationen der Tribüne entfernt worden. Am 26. Juli 2024 rückten dann die Bagger an und begannen mit dem Abtragen des bisherigen Erdhügels. Dieser Arbeitsschritt soll mehrere Wochen dauern. Dabei werden Bagger und Radlader eingesetzt, um das Erdreich schichtweise abzutragen. Ein besonderer Fokus soll auf der fachgerechten Entsorgung von Schadstoffen liegen, die sich über die Jahre angesammelt haben, wie alte Farben und Isolierungen, durch Instandsetzungsmaßnahmen über die Jahre. Dies umfasst potenziell belastete Materialien wie alte Farben, Isolierungen oder kontaminiertes Erdreich. Bereits im Vorfeld wurden Erkundungsbohrungen auf dem Bau-Areal durchgeführt, bei denen Teer-Schadstoffe in der Bausubstanz gefunden wurden, die im Zuge der Arbeiten entsprechend abgetragen und sortiert werden müssen.
Aufwändige Materialentsorgung
Wie der WDR unter Berufung auf den Regionalverband berichtete, seinen Bemühungen, das Wachstum der Elodea nuttalli mit anderen Methoden einzudämmen, wenig erfolgreich gewesen. Pflanzenfressende Fische, Wassereggen bzw. die Entfernung mit Wasserdruck seinen im Rahmen eines Forschungsprojektes getestet worden. Denn obwohl die Wasserpest auf eine gute Wasserqualität hindeutet und Ansicht ein gutes Zeichen sein soll, ist ihre starke Ausbreitung und ihr rasches Wachstum von bis zu 20 Zentimetern am Tag bis an die Wasseroberfläche für Wassersportler eben auch gefährlich.
Gefahr durch Kentern
Um die Belastung für die Umgebung zu minimieren, will man Maßnahmen zur Staubbindung, wie zum Beispiel Bewässerung, einsetzen. Hier wird es eine Herausforderung sein, dass nichts davon in den Baldeneysee bzw. das Grundwasser gelangt. Wie dies verhindert werden soll, dazu gibt es bislang keine Angaben. Parallel dazu erfolge eine sorgfältige Analyse und Sortierung des abgetragenen Materials. Unbelasteter Erdaushub werde – wenn möglich – für andere Bauprojekte oder Landschaftsgestaltungen wiederverwendet. Kontaminiertes Material dagegen, werde fachgerecht separiert und entsprechend den geltenden Umweltvorschriften entsorgt. Während des gesamten Rückbaus sollen strenge Sicherheits- und Umweltschutzmaßnahmen gelten.
Spaziergänger und Sportler
Voraussichtlich bis Oktober 2024 sollen Spaziergänger und Sportler die Uferpromenade im Bereich der Regattatribüne ohne Einschränkungen nutzen können. Auch die Fahrgastschiffe legen weiterhin am Regattaturm an. Vermutlich ab Oktober diesen Jahres werde die Uferpromenade dann nicht mehr begehbar sein und eine alternative Route für die Spaziergänger eingerichtet. Diese verlaufe hinter der Tribüne bzw. der Baustelle und ermögliche es Fußgängern, das Areal zu umrunden. Der Weg führe vom Regattaturm in einem Bogen um die Baustelle herum und münde beim Regattahaus in den bestehenden Weg. Zudem werde die erste Reihe der Parkplätze gesperrt werden. Diese Maßnahmen seien aus Sicherheitsgründen und zur effizienten Durchführung der Bauarbeiten unerlässlich. Die Dauer der Sperrung sei vom Verlauf der Arbeiten abhängig und könne zum aktuellen Zeitpunkt nicht vorhergesagt werden.
Radfahrer: Schikane gegen zu viel Speed
Für Radfahrer, die den Radweg an der Freiherr-vom-Stein-Straße nutzen, soll in den kommenden Wochen eine Barriere in Form einer beleuchteten Schikane aus Absperrelementen an der Zufahrt zum Parkplatz an der Regattatribüne errichtet werden. So soll der Fahrradverkehr verlangsamt werden, um mögliche Gefahrensituationen im Zusammenhang mit ein- und ausfahrenden Baustellenfahrzeugen zu entschärfen. Im Zuge der Tribünenerneuerung werden die fünf Behindertenparkplätze, die sich derzeit in der ersten Parkreihe am Regattaturm befinden, verlegt. Die Busparkplätze dagegen sollen von den Baumaßnahmen unberührt bleiben.
Neugestaltung des Areals am Baldeneysee
Der Tribünenabriss und Tribünenneubau sei ein eigenständiges Projekt, stehe aber im Kontext einer umfassenderen Entwicklungsplanung für das Regattaareal. Ein Ratsbeschluss aus November 2022 sehe vor, parallel zur Tribünenerneuerung eine ganzheitliche Neugestaltung des Gebiets rund um Regattaturm und Regattahaus zu prüfen. Dabei gehe es auch um eine alternative Zuwegung und Umgestaltung des Regattaparkplatzes durch Errichten eines Parkdecks. Darüber hinaus gehe es um eine Funktionserweiterung des Regattahaus und Planung eines neuen Zentrums zur Förderung des Spitzensports als Olympiastützpunkt.
Planungen und Projektideen
Diese Vorhaben über den Tribünenumbau hinaus befänden sich derzeit noch im Stadium von Projektideen. In den kommenden Monaten werden diese einer Machbarkeitsprüfung unterzogen und gegebenenfalls optimiert. So sollen Möglichkeiten geprüft werden, im Zuge der Erneuerung der Regattatribüne den gesamten Regatta-Bereich am Baldeneysee nachhaltig aufzuwerten. Dabei werden sowohl die Bedürfnisse des Spitzensports als auch die der Öffentlichkeit berücksichtigt. Konkrete Zeitpläne und Kosten für diese weiterführenden Projekte stünden zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht fest. Diese sollen in nächster Zeit in enger Abstimmung mit allen Beteiligten erarbeitet werden. Baldeneysee.Ruhr bleibt dran.