
Foto: Cesar von Meissen
Neukircher Mühle – Baudenkmal am Baldeneysee
Die Neukircher Mühle – auch Weiße Mühle gennant – ist ein historisches Gebäude im Essener Stadtteil Werden. Das Bauwerk liegt direkt an dem Fluss Ruhr, der wenige Meter zuvor durch die Schleuse Baldeney zum Baldeneysee aufgestaut wird. Die Neukircher Mühle befindet sich auf der Schleuseninsel neben der Neukircher Schleuse sowie nahe der Brehminsel. Beide Bauwerke – Mühle und Schleuse – sind eingetragene Baudenkmäler. Die Mühle wird heute von der Folkwang Universität der Künste als Universitätsgebäude genutzt.
Hafen, Mühle und Schleuse
Imposant ragen die schneeweißen Mauern am Hardenbergufer empor und erinnern an eine Festung oder Burg, aber keinesfalls an eine Mühle. Die Geschichte der Neukircher Mühle ist wechselhaft und von der Geschichte der Schifffahrt auf dem Fluss Ruhr geprägt und eng mit der Historie der Neukircher Schleuse verbunden. Der Hafen Neukirchen befand sich einst etwas oberhalb der Ruhr, ungefähr dort, wo heute das Bootshaus des Essen-Werdender Ruder-Clubs von 1896 e.V. (EWRC) zu finden ist.
Brände und Wiederaufbau
Mehrfach zerstörten Brände die Mühle, die im 19. Jahrhundert im Rundbogenstil errichtet wurde. Der Rundbogenstil als Baustil geht auf die Epoche des Historismus zurück und ist zeitlich Mitte des 19. Jahrhunderts angesiedelt. Er grenzt sich klar vor Klassizismus ab und verbindet romanische und byzantinische Elemente mit der Architektur der Renaissance und einer geraden Linienführung. Die Brände sollen 1880, 1898 und 1899 entfacht sein. Vor allem der letzte Brand richtete so große Schäden an, dass das Hauptgebäude im Jahre 1900 gänzlich neu errichtet werden musste. Das Gebäude erhielt zwei mit Zinnen besetzte, gleichförmige Türme, die den burgähnlichen Charakter ausprägten.
Nutzung im Wechsel der Entwicklung
Zunächst als Kornmühle betrieben, wurden die ursprüngliche Turbine durch eine Dampfmaschine ersetzt. Hierdurch änderte sich auch die Nutzung der Mühle, die fortan als Werksgebäude für den Bau von feinmechanischen Apparaturen und den Werdender Metallwerken genutzt wurde. Der Bau des Baldeneysees und die Anstauung des Ruhrwassers durch die Schleuse Baldeney legten die Neukircher Schleuse still und auch die Neukircher Mühle verlor damit ihre Bedeutung als industrieller Standort. Sie geriet in Vergessenheit und blieb viele Jahre ungenutzt.
Denkmal der Industriekultur
Wo einst schwer malocht (Ruhrgebietsdeutsch für „gearbeitet“) wurde, hat das Musiktheater seit 2004 ein Zuhause gefunden. Zuvor wurde die Neukircher Mühle von 1999 bis 2004 saniert und aufwendig umgebaut. Die Außenwände wurden mit Kalkfarbe getüncht und die Musical-Abteilung der Folkwang Universität der Künste zog in die Weiße Mühle ein. Damit ist die Neukircher Mühle ein Paradebeispiel für die wechselhafte Geschichte und die Industriekultur im Ruhrgebiet. Die Weiße Mühle wird in der Denkmalliste der Stadt Essen unter der laufenden Nummer 151 als eingetragenes Baudenkmal geführt.