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Foto: Cesar von Meissen

Die Kampmannbrücke – Brückenkonstrukt zwischen Vergangenheit und Zukunft

Nach drei Jahren Planungs- und Bauzeit überquert die neue Kampmannbrücke den Baldeneysee an seinem Überganz zur Ruhr und verbindet gleichzeitig die Essener Stadtteile Kupferdreh und Heisingen. in einer Art und Weise, die nicht nur funktional, sondern auch ästhetisch überzeugt. Mit ihrer eleganten Schrägseilarchitektur, den markanten Pylonen und einem innovativen Beleuchtungskonzept ist sie nicht nur funktional, sondern gleichzeitig auch formschön. Als ein modernes Highlight der Ruhr-Region vereint die Brücke nicht nur zwei Ufer, sondern auch Vergangenheit und Zukunft.

Einweihung und Konstruktion

Am 20. Dezember 2019 wurde die Brücke feierlich eröffnet – ein Ereignis, das die Essener Bürger in großer Zahl an den Baldeneysee brachte. Rund 500 Besucher versammelten sich, um einen historischen Moment mitzuerleben. Die neue Schrägseilbrücke wurde offiziell durch Oberbürgermeister Thomas Kufen, Simone Raskob und Bezirksbürgermeister Manfred Kuhmichel eingeweiht. Gemeinsam enthüllten sie auf der Mitte der Brücke eine Gedenktafel, die nicht nur an die baulichen Herausforderungen erinnern soll, sondern auch an einen Arbeiter, der während der Arbeiten im Mai 2018 auf tragische Weise ums Leben kam. Musikalisch begleitet vom Bergbauorchester Essen gingen die Bürger erstmals über die Brücke. Schrägseilbrücken sind beliebte Konstruktionen zur Überquerung eines Flusses. Die längste Schrägseilbrücke der Welt mir den höchste Brückenpfeiler der Welt ist das Viadukt von Millau in Frankreich.

Strengen Naturschutzauflagen

Mit einer Länge von 173 Metern und einer Breite von 11,7 Metern stellt die Kampmannbrücke nicht nur ein technisches Meisterwerk dar, sondern ist tatsächlich auch ein umweltbewusstes Bauwerk. Zwei großzügige Fahrspuren und ein kombinierter Geh- und Radweg machen sie zu einem komfortablen Übergang für alle Verkehrsteilnehmer. Besonders erwähnenswert ist die Beleuchtung: Sie reagiert sensorgesteuert auf Bewegungen, wodurch der Energieverbrauch minimiert und der Lebensraum der hiesigen Tierwelt geschützt wird. In der Zeit vom 1. März bis zum 31. Oktober bleibt das Licht von 22.30 Uhr bis 5.00 Uhr morgens sogar komplett ausgeschaltet. Dies geschieht, um den strengen Naturschutzauflagen des Vogelschutzgebietes Heisinger Bogen zu erfüllen.

Überfahrtgebühr und Flutwelle

Die Geschichte der Kampmannbrücke ist so facettenreich wie das Ruhrgebiet. Ihre Ursprünge reichen bis ins Jahr 1895 zurück, als Hermann Kampmann die erste Brücke – zum Passieren der Ruhr – errichten ließ, um die Fähre abzulösen. Durch die Abschaffung der Fähre konnten die Menschen nicht mehr über die Ruhr gelangen, weshalb die Brücke als Ersatz gebaut wurde. Bei der Brücke handelte es sich um eine sogenannte Pontonbrücke, die auf der Ruhr schwamm. Bei Hochwasser konnte sie mit einer Seilwinde auf einer höher gelegenen Auffahrt befestigt werden. Es gab sogar eine Schranke und ein Kassenhäuschen, an welchem fünf Pfennige für eine Überfahrt zu bezahlen war. Diese Gebühr galt noch bis zum 2. Weltkrieg. Als im Jahre 1943 die Möhnetalsperre gesprengt wurde, riss eine Flutwelle die Pontonbrücke weg. Nach dem Krieg, in den Jahren 1950 bis 1951 wurde die Brücke dann durch eine Balkenbrücke ersetzt. Da diese Balkenbrücke allerdings im Jahre 2014 als baufällig eingeschätzt wurde und ohnehin auch nur noch einspurig befahrbar war, musste diese durch die jetzige Kampmannbrücke ersetzt werden.

Nachhaltigkeit und Naturschutz

Die Stadt Essen hatte entschieden, die angesetzten 10 Millionen Euro selbst zu finanzieren, da die Landesregierung von Nordrhein Westfalen keine Fördermittel zur Verfügung stellte. Am Ende wurde die Brücke dann doch erheblich teurer. Als Ursache dafür wurden unter anderem Hindernisse im Baugrund ausgemacht. Der Neubau der Kampmannbrücke kostete schließlich rund 16 Millionen Euro. Dafür wurde unter anderem auch ein Amphibientunnel entlang der Wuppertaler Straße mit in das Konzept einbezogen. Schließlich steht die neue Kampmannbrücke am Baldeneysee auch exemplarisch dafür, dass moderne Technik, Nachhaltigkeit und Naturschutz Hand in Hand gehen können.

Unser Fazit

Die Kampmannbrücke ist mehr als ein reines Brückenbauwerk. Sie ist Symbol für die Verbindung von Menschen, Stadtteilen und Geschichte. Ihre schlichte, moderne Eleganz lässt den Blick auf Baldeneysee und Ruhr frei. Nicht zuletzt können die umliegenden Buslinien wieder direkt den Bahnhof Kupferdreh anfahren, was die Mobilität der Region nachhaltig verbessert. Ob per Pedes, auf dem Rad oder mit dem PKW – diese Brücke ist nicht nur funktionaler Übergang, sondern Erlebnis und Begegnung mit der Geschichte und Zukunft Essens.

Copyright | Text von Bianca KILLMANN

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