Foto: Joern Sackermann
Evangelische Kirchengemeinde Werden
Die pittoreske Kirche an der Heckstraße in Essen-Werden ist wohl die ungewöhnlichste, evangelische Kirche Deutschlands. Das Gotteshaus der evangelischen Kirchengemeinde Essen-Werden wurde vom Regierungsbaumeister August Senz im Stil der Deutschen Renaissance in der Reformationszeit errichtet und auch das Innere mutet für ein evangelisches Gotteshaus ungewohnt opulent zu. Die Kirche zwischen Heckstraße und Dudenstraße wurde durch Spenden Werdener Familie sowie der Familie Krupp realisiert. Heute steht die Backstein-Saalkirche mit Jugendstilfenstern unter Denkmalschutz.
Dreijährige Bauzeit
Die Evangelische Kirche Heckstraße wurde von 1897 bis 1900 zunächst durch, später nach Plänen des Architekten August Senz im Stil des Historismus gebaut. Sie wurde als „Evangelische Stadtkirche“, der damaligen selbstständigen Stadt Werden an der Ruhr, benannt und schließlich am 24. Juni 1900 nach nur dreijähriger Bauzeit eingeweiht.
Die Architektur
Die Kirche wurde als Zentralbau errichtet, der die Besucher mit einem lichtdurchfluteten, weiten und warmen, hohen Raum erwartet. Hierbei wird die Kuppel von vier mächtigen und hochstrebenden Säulen gehalten. Überall lassen sich organische Farben und Formen entdecken: Zweige, Blätter und Früchte, sowie Palmwedel und Blüten – unter anderem Rosen, Passionsblumen und bunte Feldblumen. Durch Verwendung des Jugendstils wird die Schönheit der botanischen Schöpfung Gottes zelebriert und gefeiert.
Engel en masse
Der Kanzel Altar an der Altarwand rückt die beiden wichtigsten Elemente des evangelischen Gottesdienstes in das Zentrum: die Predigt und das Abendmahl. Das dominierende Rundfenster zeigt das altchrichstliche Kreuz, welches ebenfalls den Grundriss der Kirche widerspiegelt.
Auffallend viele Engelsköpfe – insgesamt 77 an der Zahl – befinden sich an der Kanzel, den Kapitellen, den Türen, dem Orgelprospekt und in den Wandmalereien. Jeder dieser Engelsköpfe ist individuell gestaltet und besonders – eines von vielen besonderen Merkmalen. Nach jahrzehntelangen Problemen mit Feuchtigkeit und Schimmel wurde die Kirche von 1987 bis 2002 umfangreich von außen und innen restauriert und saniert.
Zwei historische Orgeln
Freunde des Orgelspiels und der Kirchenmusik, sollten der Evangelischen Kirche Heckstraße unbedingt einen Besuch abstatten, denn sie verfügt über zwei Orgeln: die Walcker-Orgel und die Teschemacher Positiv. Bei letzterer handelt es sich um eine kleine barocke Orgel aus dem Jahre 1750. Hergestellt von der Wuppertaler Firma Teschemacher soll sie die weltweit älteste, noch spielbare Orgel im Originalzustand sein. Kein Wunder also, dass die Kirche ein Anziehungspunkt für Freunde des Orgelspiels und der Kirchenmusik ist.
Renommierte Organisten
Die Zusammenarbeit mit der nahen Folkwang Universität der Künste, rückt die denkmalgeschützte, spätromantische Walcker-Orgel in den Mittelpunkt. Sie wird als außergewöhnliches Instrument geschätzt – auch von international renommierten Organisten. Die Orgel zeichnet sich durch eine große Klangvielfalt mit feinen Abstufungen aus. Das Instrument ist bis auf geringe Veränderungen in seinem Original Zustand erhalten geblieben.
Finanziert durch Spenden
Seinerzeit überhaupt erst möglich machten den Kirchenbau Mitglieder der evangelischen Gemeinde. Die Gemeinde war damals zwar klein, verfügte jedoch über eine Reihe gutsituierter Mitglieder und Werden an der Ruhr war zu diesem Zeitpunkt eine eigene, wohlhabende Stadt. Gottesdienste wurden im Haus fuhr abgehalten und so wuchs der Wunsch nach einem eigenen, repräsentativen Gotteshaus, das sich architektonisch an die Basilika anlehnen sollte. Als Großspender trat die Familie Krupp auf. Darüber hinaus gaben die Familien Forstmann, Feulgen, Huffmann und Teschemacher und viele Einzelspender Kapital zum Kirchenbau.
Tag der offen Kirche
Einmal wöchentlich, am Tag der offen Kirche, kann die Evangelische Kirche Heckstraße besichtigt werden. Mitglieder der AG Kirchenführung bieten etwa einstündige, geführte Besichtigungen an. Interessierte Gruppen können einen individuellen Termin vereinbaren, der nach Absprache auch durch ein Orgelspiel ergänzt werden kann. Die Kirche ist aufgrund ihrer Besonderheiten sehr beliebt für Hochzeiten. Weitere Gebäude der evangelischen Kirchengemeinde Essen-Werden sind das Haus Fuhr und das Haus Heck.